MDR INFO | Hörer machen Programm
Von Frank Ludwig
Insgesamt fließen in der Bundesrepublik offiziell jedes Jahr rund 500 Millionen Euro Staatsgelder an die katholischen und evangelischen Kirchen. Besonders reichlich etwa in Bayern. Dort werden selbst Bischofsgehälter und –pensionen aus dem Steuertopf bestritten. Aber warum ist das so? Auf diese einfache Frage gibt es leider keine einfache Antwort, erklärt Professor Ansgar Hense, einer der renommiertesten Kirchenrechtshistoriker in Deutschland. Denn da sind Umstände im Spiel, die teils Jahrhunderte weit in die Geschichte zurückreichen, im Falle der evangelischen Kirche, so Hense, bis zur Reformation, “wo es Vermögensverschiebungen zwischen kirchlichen Gütern und staatlichen gegeben hat, die dazu führten, dass die Verpflichtung für den Unterhalt jetzt gleichsam vom Staat wahrgenommen werden.”
Für die katholische Kirche gehen die Staatsleistungen vor allem auf die Napoleonischen Kriege zurück, als Fürsten für ihre an Frankreich verlorenen Ländereien durch Kirchengüter entschädigt wurden. “Und mit diesen Territorien waren Unterhaltsverpflichtungen für die Kirche verbunden,” sagt Ansgar Hense. Viele Steuerzahler, wie unser Hörer, fragen sich nun zu Recht, warum sie für diese alten Verpflichtungen aufkommen sollen.