Erzbischof von Luxemburg sieht Trennung von Kirche und Staat als Chance

Mit der Unterzeichnung von Grundsatzvereinbarungen zwischen den Religionsgemeinschaften und dem Staat hat das Großherzogtum Luxemburg am Montag einen Schritt in Richtung der Trennung von Staat und Kirche gemacht. Der katholische Erzbischof von Luxemburg, Jean-Claude Hollerich (56), bewertet die Vereinbarungen im Interview trotz schmerzhafter Einschnitte als gangbaren Kompromiss. (KNA/katholisch.de)

Frage: Herr Erzbischof, was bedeuten die heute unterzeichneten Konventionen zwischen dem Staat und den Religionsgemeinschaften in Luxemburg?

Jean-Claude Hollerich: Der Kern ist, dass Staat und Kirchen getrennt werden und dass die staatliche Bezahlung der Geistlichkeit ein Auslaufmodell ist. Das heißt: Alle, die bis jetzt vom Staat bezahlt wurden, werden das auch bleiben, aber künftige Mitarbeiter stellt die Kirche privat und auf eigene Rechnung ein. Ich bin aber froh, dass alle, die bislang so bezahlt wurden, nun abgesichert sind. Andernfalls hätte ich viele in die Arbeitslosigkeit entlassen müssen. Und es wird auch künftig einen gewissen staatlichen Zuschuss auf die Gehälter in der Seelsorge geben – auch wenn der deutlich geringer ausfällt als bisher. […]

Frage: Aber insgesamt können Sie mit dem neuen Abkommen leben?

Hollerich: Es wurde ein Weg gefunden, der für alle Beteiligten gangbar ist. Wir haben einen Kulturkampf vermieden , weil sich alle aufeinander zu bewegt haben. Das freut mich sehr, denn solche Kämpfe schaden immer allen Beteiligten. Vor allem freue ich mich, dass die Religionen in Luxemburg weiter in der Verfassung erwähnt werden. Und die neuen Regelungen enthalten für uns auch eine Chance. Wir sind jetzt als Kirche gezwungen, uns neu aufzustellen und zu zeigen, wie wir als deutlich ärmere Kirche auch in dieser Gesellschaft das Evangelium verkünden können.

Quelle: katholisch.de